Ich mag das Schreibe. Sehr sogar. Ich wollte, dass es ein Teil meines Lebens wird und bleibt. Die Menschen, die ich dadurch kennen lernte waren nicht immer einfach, aber welche Menschen sind schon einfach? Aber ich habe mich verstanden gefühlt. Wir teilen die Liebe zum geschriebenen Wort.
Manchmal überkommen mich Zweifel. Und niemand ist da, denn meine Buchmenschen sind über ganz Deutschland und darüber hinaus verteilt.
Aber dann setze ich mich wieder hin und Schreibe, oder arbeite an einer neuen Geschichte.
Dieses Leben, diese Arbeit bringt mir nicht nur Zweifel, sondern auch die Kraft, diese zu überstehen. Es ist eigenartig und vielleicht nicht unbedingt verständlich, aber es funktioniert. Zumindest bei mir.
Darum habe ich den Versuch gewagt. Und darum möchte ich andere Menschen ermutigen es ebenso zu versuchen.
Knapp 6 Jahre lang war ich Studentin. 2016 neigte sich dieser Zustand langsam seinem Ende entgegen. Ich hatte schon einige Praktika absolviert und während meines ABIs, ebenso wie während meines Studiums wusste ich genau, wo ich hin wollte. Erst in den letzten Zügen, den letzten Seminaren und Vorlesungen, wurde mir bewusst, dass dies ein Trugschluss war.
Ich bin ein kreativer Mensch. Ich war es immer und werde es immer sein. Und mit jedem Tag der verging, mit jeder Seite, die ich an meiner allerletzten Arbeit für das Studium schrieb... mit jedem wissenschaftlich formulierten Satz, wurde mir mehr und mehr bewusst, dass ich keine Ahnung hatte, was ich danach tun sollte.
Wohin mich mein Weg führen würde.
Diese Fragen gingen nicht spurlos vorbei und sie zerrten immer wieder an mir. Bis mein Freund mich beiseite nahm und mir folgenden Vorschlag machte: Warum konzentrierst du dich nach dem Studium nicht einfach mal auf Schreiben.
Es ist das, was dir Spaß macht.
Ich habe ihn ausgelacht. Er hat nicht gelacht. Ihm war die Sache ernst.
Wenn ich heute so darüber nachdenke, ist es schon ein wenig komisch. Ich hätte davon begeistert sein müssen, ich hätte Feuer und Flamme sein müssen, doch stattdessen habe ich die Idee eine Weile abgewehrt. Ich hatte Angst. Zu versagen, zu verlieren, zu scheitern. Aber die Idee ließ mich nicht mehr los.
Andere gehen nach dem Studium noch mal ein Jahr ins Ausland. Manche machen es schon direkt nach der Schule, um ein wenig Abstand zu gewinnen und nicht gleich von der Schule in die Uni zu fallen.
Das FAJ funktionierte ähnlich.
Ich würde ein Jahr lang nach dem Studium schreiben, auf Messen gehen und lernen was es heißt, eine Autorin zu sein.
Nebenher hatte ich natürlich noch einen Minijob, um wenigstens etwas Geld zu verdienen. Das war aber auch schon alles. Den Rest der Zeit hieß es für mich: Am Schreibtisch sitzen und Schreiben. Und lernen.
Natürlich war ich am Anfang davon überzeugt, dass ich das Schreiben nicht lernen müsste. Schreiben kann man, wenn man sich dazu berufen fühlt. Aber mir wurde schnell klar, ich lernte in dieser Zeit eine ganze Menge!
Angefangen bei der Tatsache, dass ich nun eine Selbstständige war. Selbst und ständig. Und dazu gehört eine ganze Menge Disziplin. Plötzlich ging es um Steuern, um Internet-Präsenz und SocialMedia.
Wollte ich nicht schreiben, schreiben und noch mehr schreiben?
Vielleicht braucht man all diese Dinge noch nicht, wenn man gerade anfängt Autorin zu werden. Aber ich weiß, dass sie mir geholfen haben. Sie haben meinem Vorhaben Realität gegeben. Ich war als Autorin gemeldet, man konnte mich im Internet finden und durch die SoMe hatte ich Kontakt zu anderen Autoren. Es gab mir das Gefühl, dass gerade all das wirklich passiert und ich nicht nur hinter meinen Bildschirmen sitze. Ich rief es hinaus in die Welt: Ich bin Autorin!
Das war vielleicht am Anfang anstrengend und auch irgendwie beängstigend. Es war ein Sprung ins kalte Wasser.
Nun, zum einen natürlich aus finanzieller Sicht. Ich kann jeden verstehen, der sich ein solches Jahr nicht leisten kann. 400 - 450€ im Monat sind nicht viel. Auch ich hätte dieses Jahr niemals durchziehen können. Doch es gab liebe Menschen die hinter mir standen und mir halfen. Vor allem mein Freund. Für eine Beziehung kann so ein Jahr eine absolute Zerreißprobe werden. Auch bei uns war es nicht immer leicht, aber ein Jahr endet auch irgendwann und wenn man sich darauf verständigt, dann kann es funktionieren. Ich wünsche jedem so ein Glück!
Aber das ist nicht der einzige Grund, warum mein FAJ auf ein Jahr begrenzt war.
Vor allem wusste ich nicht, ob ich das wirklich wollte. Autorin sein.
Ein Jahr klang in meinen Ohren endlos lang, als mein Freund und ich uns auf diese Zeit einigten. Was, wenn ich nach einem Jahr feststelle, dass ich nichts vollbracht hatte? Wenn ich 365 Tage für Nichts verstreichen habe lassen?
Heute kann ich sagen, es ist genau die richtige Zeit. Natürlich ist es möglich das FAJ zu verlängern. Aber verkürzen würde ich es auf keinen Fall. In einem Jahr kann viel passieren. Es gibt höhen und Tiefen. Familie, Ferien, Feiertage. Zwischen all dem lassen 365 Tage genug Zeit, um auch mal einen schlechten Tag zu haben. Auch mal zwei. Und am dritten schafft man es vielleicht endlich, sich trotzdem hinzusetzen und etwas zu arbeiten.
Es dauert, bis man begriffen hat, dass man nun selbstständig ist und was das bedeutet.
Es dauert sogar noch länger, bis man Geld verdient. 3 Jahre heißt es in der Selbstständigkeit. Dann sollte man auf eigenen Beinen stehen.
Dieses eine Jahr ist also genau richtig, um danach noch "nein" sagen zu können, oder am 366. Tag erneut richtig Gas zu geben.
Das Ergebnis ist ein fertiger Roman, der sich gerade im Lektorat befindet und ein Vertrag mit einem (noch) kleinen Verlag.
Das sind Dinge, die ich geschafft habe, die Menschen gerne ein "Oh!" oder ein "Wow!" entlocken. Weil sie eben nicht wissen, was dahinter steckt. Was es bedeutet Autor zu sein.
Ich habe in diesem Jahr noch so viel mehr gelernt. Ich war auf Literatur-Veranstaltungen, lernte Menschen kennen. Verstand, dass es Menschen gibt, die wirklich gern mal etwas von mir lesen würden. Und dass ein Autor so viel mehr tut, als nur zu Schreiben.
Das mag vielleicht zu Beginn stimmen. Aber eine Geschichte braucht eine Idee, gute Charaktere, eine schlüssige Vergangenheit...
Manchmal macht es Spaß und manchmal ist es ein Kampf.
Was nehme ich also aus diesem Jahr mit?
Zum einen, dass ich noch immer lerne. Ich sitze gerade an meinem dritten Projekt überhaupt und probiere eine neue Methode aus, die Geschichte für mich zu entdecken. Aber auch in Sachen Kommunikation und Gemeinschaft lerne ich jeden Tag aufs Neue, was es heißt, sich Autorin zu nennen und mit anderen Autoren zu arbeiten.
Zum anderen hat sich mein Bild über das Autor sein verändert. Es ist kein einfacher Job. Die ständigen Ideen und Inspirationen können einem schon mal lästig werden, wenn man sich um Formalien kümmern muss. Oder aber die Muse lässt einen mal wieder im Stich, die Deadline muss aber dennoch eingehalten werden.
Ich möchte Autorin von Beruf sein, obwohl ich auch diese Schattenseiten gesehen habe. Durch das FAJ habe ich meinen Weg gefunden. Wohin er mich führen wird, weiß ich allerdings nicht.
Nach etwa einem halben Jahr habe ich ein fertiges Manuskript. Dabei saß ich die ersten 3 Monate noch an meiner Bachelor-Arbeit. Offiziell hat mein FAJ im April begonnen, nachdem ich alle Prüfungen hinter mit hatte. Aber scheinbar bin ich schon mittendrin und habe den ersten Erfolg.
Ich war auf meiner ersten großen Veranstaltung während meines FAJ, dem LiteraturCamp in Heidelberg. Es war das erste Mal, dass ich mich mit Menschen vernetzt habe und aktiv davon erzählte, was ich vorhabe. Autorin werden.
Mittlerweile fühle ich mich voll und ganz in der Autoren-Community angekommen. Ich bin zwar noch nicht veröffentlicht und kenne auch nicht jeden, aber das spielt keine Rolle. Denn man beginnt mich zu kennen. Menschen kommen auf mich zu, die ich noch nie gesehen habe. Sie kennen meinen Namen und folgen mir auf Twitter. Ein seltsames Gefühl.
Immer mehr wird mir bewusst, dass mein Vorhaben verrückt ist. Zumindest für eine Anfängerin. Ich werde niemals in einem Jahr ein Buch schreiben, überarbeiten und einen Verlag finden.
Die Einsicht entlastet mich und ich beginne ein neues Projekt. Das bereits fertige Manuskript muss erst einmal ruhen. Das weiß ich jetzt
Es ist nur eine kleine Messe, aber ich habe mir schließlich vorgenommen alles mitzunehmen.
Erst war ich mir nicht sicher, ob es vielleicht verschwendetes Geld war, denn die beiden kleinen Räume waren nicht das, was ich erwartet hatte. Aber es stellte sich heraus, dass es eine super Chance war, um Verlage anzusprechen.
Ab Januar werde ich wieder überarbeiten und mit diesen Verlagen in Kontakt treten.
Mittlerweile bin ich unfassbar gut vernetzt und habe viele neue Freunde und Projekte gefunden. Eine befreundete Autorin und ich wollen eine Lesung planen. Das Projekt findet großen Zuspruch und ich habe das Gefühl, während der Planung immer weiter zu wachsen.
Das Jahr neigt sich dem Ende und ich spüre, wie sich etwas verändert hat. Die Unterhaltungen haben sich gewandelt. Meine Haltung hat sich gewandelt. Ich habe mich gewandelt. Ich bin eine Autorin. Und das sage ich auch.
Es ist meine 1. Lesung und ich bin sogar über meinen Schatten gesprungen und habe einige Verlage eingeladen.
An diesem Abend waren dann auch tatsächlich zwei Verlage anwesend. Beide haben mich gebeten, ihnen mein Manuskript zu schicken.
Ich kann mein Glück kaum fassen.
Mein FAJ ist vorbei.
Nun auch offiziell.
Einer der beiden Verlage von der Lesung hat mir einen Vertrag angeboten, den ich schließlich auch angenommen habe.
Damit habe ich nicht mehr gerechnet, aber es ist dennoch passiert. Ich habe ein Buch geschrieben, es überarbeitet und einen Verlag gefunden. In einem Jahr. Damit gehe ich gestärkt aus meinem FAJ. Ich weiß, dass ich diesen Weg weitergehen will.